Training von jungen Pferden – Diskussion
Bei der Zucht von Sportpferden ist das Thema „Trainung von Jungpferden“ eine ganz spannende Frage.
Was trainiert man mit jungen Pferden, wann, wie intensiv und wie lange???
Die Meinungen gehen sehr weit auseinander …
Training von jungen Pferden – Knochenaufbau
![Training und Knochenaufbau von jungen Pferden - Jungpferde Training](https://www.sport.horse/wp-content/uploads/2025/01/training-junge-pferde-knochenbaufbau-001-300x213.jpg)
Wenn wir ein junges Pferd ausbilden müssen wir dem Pferdekörper und dem Kopf VIEL Zeit geben, sich zu entwickeln.
Muskel- und Konditionsaufbau beim Pferd braucht viel Zeit, der Aufbau von starken Sehnen braucht sehr viel Zeit und der Aufbau von starken Knochen braucht sehr, sehr viel Zeit.
Doch was bedeutet das ganz konkret für die Ausbildung von jungen Pferden. Was trainiert man mit jungen Pferden, wann, wie intensiv und wie lange???
Häufig liest man in Verkaufsanzeigen
„unverbrauchter 10 jähriger, roh“
… was nichts anderes bedeutet als, dass das Pferd auf der Weide vergessen wurde und gar nichts mit ihm gemacht wurde …
oder man liest
„4-jähriger Wallach mit zahlreichen Siegen in Springpferdeprüfungen“
… was so viel bedeutet, als daß das Pferd relativ früh auftrainiert wurde, um präsentiert und verkaufsfördernd angeboten werden zu können.
Holger Wulschner hat über die Anforderungen an 4-jährige Hengste folgendes gesagt:
„Aber hier stimmt doch was nicht. Wenn das unsere Ausbildungsskala ist, dass ein vierjähriger Hengst rund 70 Sprünge in zwei Tagen macht: Das mache ich im ganzen Jahr nicht mit einem Vierjährigen.“
Die FN kann man so zitieren:
„Das Mindestalter, in dem ein Training von jungen Pferden für den Reit- oder Rennsport beginnen darf, wird derzeit kontrovers diskutiert. Die vor Kurzem überarbeiteten Leitlinien für den Tierschutz im Pferdesport schließen ein Training von Pferden, die jünger als 30 Monate sind, weitgehend aus. Es gibt jedoch Ausnahmen für Galopp- und Trabrennpferde. Auch im Hinblick auf die Körung von Warmbluthengsten sind Fragen offen: Wie kann eine Leistungsprüfung vor dem ersten Zuchteinsatz der Junghengste umgesetzt werden, ohne die Jungtiere zu früh übermäßigen Belastungen auszusetzen?“
Bei der Zucht von Sportpferden ist dies sicherlich eine ganz spannende Frage.
Was trainiert man mit jungen Pferden, wann, wie intensiv und wie lange???
Die Meinungen gehen sehr weit auseinander und reichen von
„Am besten bis 8-jährig auf der Weide stehen lassen, damit sich die Jungpferde in Ruhe entwickeln können“ über
„2-jährig Rennen laufen lassen“ bis
„4-jährig an zwei Tagen 70 Sprünge absolvieren lassen“
- Training und Knochenaufbau von jungen Pferden – Jungpferde Training
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Wir möchten in einem kleinen Exkurs in die Welt des Rennsport uns dem Thema etwas nähern und dann entwickeln, was wir für Schlüsse daraus ziehen.
Exkurs in den Rennsport: Training von Jungpferden
Quelle: https://paulickreport.com
Gemeinhin geht man davon aus, dass der Rennsport immer noch die höchste Leistungsdichte bzw. die höchst mögliche körperliche Anforderung für junge Pferde mit sicht bringt. Wer Leistungsfähigkeit und Härte in seine Pferdezucht bringen möchte, denkt darüber nach ein geprüfte Rennpferde-Gene in seine Zucht einzubauen. Aufgrund der harten Selektion über z.T. Jahrhunderte in den jeweiligen Zuchten erhofft man sich positive Eigenschaften in die eigene Zucht zu holen. Hieraus ergibt sich eine gewisse moralische Unlogik … weil wir die Vorteile einer Selektionszucht z.B. im Pferdebereich ( aber auch im Hundebereich ) sehr schätzen, den tatsächlichen Selektionsprozess auf dem die Zuchtergebnisse der letzten Jahrhunderte basieren jedoch moralisch aus heutiger Sicht aufs allerschärfste ablehnen.
Dieses möchten wir bei der aktuellen Betrachtung außer Acht lassen.
Wir möchten uns anschauen, wie eine Meinung über das Training der Knochen von jungen Pferden im Rennsport aussieht. Ausdrücklich geht es nicht um eine wissenschaftliche Gesamtbetrachtung aller Meinungen. Auch möchten wir keinen Anspruch auf Objektivität erheben.
Training der Knochen von jungen Pferden im Rennsport
Bei einem Pferd, das zusätzliche Knochenstärke benötigt, wie z. B. einem Rennpferd, baut sich die Knochenstärke auf bzw. um als Reaktion auf die Bewegung.
„Wenn man ein heranwachsendes Pferd nicht trainiert, verkümmern die natürlichen Mechanismen um die Knochenstärke auf- und umzubauen. Wenn man erst spät mit einem älteren Pferd zu trainieren anfängt, muss der Knochenauf- und Umbauprozess erst wieder neu angeregt werden, was Zeit in Anspruch nimmt. Bei einem älteren Pferd den Knochenauf- und Umbauprozess neu zu starten funktioniert auch, aber es ist ein viel längerer Prozess, dieses System wiederherzustellen, als wenn man die Tatsache nutzt, dass es bei einem jungen Pferd bereits vorhanden ist und seine erste Aufgabe bereits erledigt hat.“
Darum geht man im Rennsport – zumeist – davon aus, dass es gut ist ein Pferd früh an die Bewegung zu gewöhnen.
„Der Knochen verändert sich in Abhängigkeit von der Belastung, die er erfahren hat“, so Bramlage. „Man muss Knochen produzieren, die hart genug sind, um der Belastung standzuhalten, und Knochen mit der besten geometrischen Form, um der Belastung standzuhalten.
Was bedeutet das nun alles für 2-jährige Rennpferde?
Bramlage sagte, dass das Skelett eines Pferdes, das bis zu seinem dritten Geburtstag im Stall steht und dann mit dem Renntraining beginnt, ein Jahr lang an den Stall angepasst wird, aber nicht an das Training oder den Rennsport. Das Knochenmodellierungssystem wird weitgehend verkümmern.
Wenn das Pferd dann mit dem Training beginnt, muss es die Gefäßversorgung und die Zellpopulation, die für die Remodellierung zuständig sind, neu aufbauen. Im Gegensatz dazu musste das Pferd, das im Alter von zwei Jahren trainierte, nur das Gefäßsystem und die Zellen, die bereits für das Wachstum vorhanden waren, umfunktionieren.
Dies kann durch die Tatsache erschwert werden, dass Herz und Lunge, die häufig als Indikatoren für die Fitness eines Pferdes herangezogen werden, nicht in gleicher Weise auf das Training reagieren wie die Knochen. Pferde haben ein relativ großes Herz und eine relativ große Lunge, so dass sie schneller auf das Training reagieren als das Skelett, insbesondere wenn ein zuvor untrainiertes Pferd mit dem Training beginnt. Bramlage ist der Ansicht, dass ein Pferd, das ein Jahr lang auf der Weide stand und mit drei Jahren mit dem Training begann, später ein größeres Risiko für Skelettverletzungen hat, weil sein Skelett dem Tempo nicht mehr so gut folgen kann. Dank der Konditionierung von Herz und Lunge scheint das zuvor untrainierte Pferd genauso schnell (oder sogar noch schneller) fit zu werden wie sein Stallgefährte, der mit zwei Jahren trainiert hat, was einen Ausbilder dazu verleiten könnte, seine Arbeitsbelastung für das Skelett zu schnell zu erhöhen.
Allerdings gibt es einen Vorbehalt: Pferde sind Individuen. Man kann nicht erwarten, dass alle Pferde im Alter von zwei oder drei Jahren genau gleich auf das Training reagieren. Es ist auch nicht gut, ein Pferd zu zwingen, das mit zwei Jahren noch nicht bereit ist, an den Start zu gehen. Deshalb muss ein Ausbilder unglaublich aufmerksam sein. „Die Leute haben mich gefragt, was Ihrer Meinung nach einen guten Trainer ausmacht“, sagte er. „Ich denke, es gibt eine Sache, die Trainer von der Spitze bis zur Basis unterscheidet, und das ist die Fähigkeit zu erkennen, wann ein Pferd glücklich ist, denn Pferde, die gut trainiert sind und sich gut anpassen, trainieren gerne. Die guten Trainer können das Pferd beobachten und es bis an die Grenzen seiner Physiologie trainieren, aber auch erkennen, wenn es anfängt, ins Hintertreffen zu geraten, und es dann verlangsamen oder stoppen.“
Training von Jungpferden – Training von Pferden
Was ist eigentlich Training und wie intensiv ist zu trainieren?
Eines der schwierigsten Probleme bei der Verletzungsprävention besteht darin, dass Tierärzte keine festen Regeln dafür haben, wie lange ein Belastungs-/Wiederherstellungszyklus für die Knochen nach einem harten Training oder einem Rennen dauert. Das macht es schwieriger, ein Gleichgewicht zu finden zwischen einer ausreichenden Belastung des Skeletts, um die Knochenstärke zu verbessern, und der Zeit, die es braucht, um sich anzupassen, bevor es erneut belastet wird.
„Der Knochen eines Pferdes wird auf der Höhe seines schnellsten Furrlongs stärker werden. Wenn ein Pferd aber 10 Furlongs in seinem Training läuft, sind die letzten neun Furlongs eigentlich eine Abnutzung des Knochens. Wenn Sie diese Abnutzung immer wieder fortsetzen, kann das Skelett nicht mehr mithalten. Viele monotone Übungen für ein Pferd führen also nicht zu einem stärkeren Knochengerüst. Ein allmählich ansteigendes Training, ohne es zu übertreiben, führt zu einem stärkeren Pferd.
Training von Jungpferden in unserer Sport Horse Zucht
Wie machen wir bei Sport Horse das mit den jungen Pferden?
- Training und Knochenaufbau von jungen Pferden – Jungpferde Training
- Training und Knochenaufbau von jungen Pferden – Jungpferde Training
- Training und Knochenaufbau von jungen Pferden – Jungpferde Training
- Training und Knochenaufbau von jungen Pferden – Jungpferde Training
Um es vorweg zu nehmen.
Wir trainieren schon mit unseren Fohlen.
Unsere Definition von TRAINING ist allerdings auch sehr viel weiter gefasst als gemeinhin die Definition z.B. im Rennsport gefasst wird.
Auch die Aufzucht von für Rennen gezüchtete Englisch Vollblut Fohlen findet auf einer andere Art statt, als das bei vielen Warmblutzüchtern der Fall ist. Bei uns jedenfalls kann man sagen, dass ein großer Teil der physikalischen Belastung der Knochen schon allen durch die Herdendynamik provoziert wird. Der Nachteil ist, dass es immer ein relativ hohe Verletzungs-Quote gibt.
Die Haltung und Aufzucht der Fohlen und Zuchtstuten auf unserem Gestüt ist die Basis für ein gesundes und erfolgreiches Pferdeleben. Die viele Bewegung, das sich Austoben können und Spielen mit ihresgleichen in größeren Gruppen, fördern die körperliche Entwicklung sowie Ausgeglichenheit und Charakterstärke. Der tägliche Kontakt zu Menschen gehört zur Fohlenschule und fördert ein gesundes Verhältnis zum Menschen.
Früh trainieren wir die Fohlen, zusammen mit den Müttern als Handpferd am Teich und im möglichst interessant gestaltetem Weide-Gelände. Die Fohlen werde bei uns, nachdem sie an das Halfter gewöhnt sind, als Handpferde beim Reiten der Mütter mitgeführt. So lernen die Fohlen von klein auf durchs Wasser zu gehen und können sich auch schon beim Laufen durch das interessante Gelände an der Mutter orientieren.
Auch unsere Jungpferde werden regelmäßig trainiert und als Handpferd ins vielseitige Gelände mitgenommen. Früh üben sich die Jungpferde als Handpferde im Wald in den Sandbergen und im Wasser. Dafür haben wir extra ein zweites 600 m² großes Wasser angelegt, um als Ergänzung der vielseitigen Aufzucht zu dienen. Dabei bewegen sich unsere Jungpferde verschiedenen Böden, mal weicher, mal härter, auch über unebenes Gelände. Das ist vor allem für die jungen Pferde außerordentlich wichtig, denn so werden sie auch ohne Reitergewicht trittfest und lernen, sich sicher auf jedem Boden zu bewegen. Dadurch werden die Jungpferde auch ausgeglichen und reifen im Kopf. Diese Grundkondition ist später kaum mehr nachzuholen.
Durch diese sehr abwechslungsreichen Anforderungen an den Körper der jungen Pferde, hat der ganze Körper und eben auch der gesamte Knochenapparat die reelle Chance sich auf die späteren Aufgaben einzustellen.
Jedes Jungpferd hat die Touren über die Sandberge, Täler und Schluchten, durch das Wasser über kleine Baumstämme etc. etc. schon duzende Male als Handpferd absolviert, bevor sie dies dann wiederum duzende Male über das Jahr gesehen mit dem Reiter zusammen wiederholen. So kommt zur Belastung des Geländes erst nach und nach die Belastung des Reiters hinzu. Das gleiche, was die jungen Pferde schon als Handpferd erst bei den Müttern und dann in ihrer Herde oder als Handpferd im Gelände kennen gelernt haben, absolvieren wir nun mit den jungen als Reitpferde.
So entspricht das vielseitige Training der Natur unserer Pferde. So können wir ganz natürlich und selbstverständlich mit einem rohen drei- oder vierjährigen ins Wasser reiten oder über die ersten kleinen Baumstämme reiten. Die Ritte ins Gelände werden im Laufe der Monate intensiver. Sandberg-, Wald- und Wiesenrundwege wechseln sich ab, damit man immer unterschiedliche Anforderungen an die Pferdebeine und Muskulatur hat. Je nach Pferdealter und Typ wird die Intensität immer angepasst. Das ist vor allem für die jungen Pferde außerordentlich wichtig, denn so werden sie trittfest und lernen, sich sicher auf jedem Boden zu bewegen. Ganz entspannt. Im späteren Verlauf kommt dann noch das Klettern beim Sandberg und das Galopptraining dazu. Das ist auch eine Sache des Kopfes. Sehr schnell gewachsene, große sowie junge Pferde brauchen manchmal einige Zeit, bis sie sich auszubalancieren. Dieses Training macht die Beine widerstandsfähig. Pferde, die in der Jugend, also im Alter zwischen vier und sechs Jahren, dieses Geländetraining nicht hatten, sind anfälliger für Sehnenschäden. Diese Grundkondition ist später nicht mehr nachzuholen.
In diesem Stadium der Ausbildung ist es für uns gänzlich unbedeutend was für ein Disziplin-Ziel für das jeweilige Jungpferd vorgesehen ist oder welche Stärken wir dem Jungpferd zutrauen. Jedes unserer Pferde bekommt – unabhängig von seiner Begabung – diese Grundausbildung als Reitpferd, die mindestens ein bis zwei Jahre dauert, weil wir davon überzeugt sind, dass wir damit die beste Grundlage für ein gesundes und langes Pferdeleben legen.