Vielseitigkeitspferde: Vielseitige Aufzucht am Beispiel der Sport Horse Zucht.
Vielseitigkeitspferde werden gemacht und nicht gezüchtet. Bei der Aufzucht von vielseitigen gesunden Pferden wird deutlich, dass der Begriff „vielseitige Pferde“ nicht gleichbedeutend ist mit dem Begriff „Vielseitigkeitspferde“.
Als Züchter von Pferden mit hohem Blutanteil, ist es wichtig den Unterschied von „vielseitigen Pferden“ und „Vielseitigkeitspferden“ zu erkennen, weil nur die wenigsten sich dieses Unterschiedes bewusst machen.
1. Vielseitigkeitspferde – vielseitige Ausbildung zum Reitpferd
Die Ausbildung des jungen Pferdes: Geduld und Zeit wird belohnt. Wer mit viel Geduld und Zeit mit dem Pferd zusammenarbeitet, wird dafür belohnt. Ein junges Pferd (Vielseitigkeitspferd oder vielseitiges Pferd ) auszubilden möchte braucht – unserer Erfahrung nach – neben dem nötigen Wissen und Können vor allem viel Geduld und Zeit. Wer lernt auf sein Pferd zu achten, merkt, ob er es körperlich und geistig über- oder unterfordert – oder im besten Sinne fordert und fördert.
Muskelaufbau beim Pferd braucht Zeit, der Aufbau von starken Sehnen und Bändern braucht viel Zeit und der Aufbau von starken Knochen braucht sehr, sehr viel Zeit.
Und die Entwicklung des Kopfes und der mentalen Fähigkeiten eines Jungpferdes braucht ebenso sehr, sehr, sehr viel Zeit.
Wenn wir ein junges Pferd ausbilden müssen wir dem Pferdekörper und Kopf VIEL Zeit geben, sich zu entwickeln.
Bei uns machen wir das so, dass wir mit unseren jungen Reitpferden da weitermachen, wo wir mit den Fohlen und Jungpferden aufgehört haben. Das gleiche, was die jungen Pferde schon als Handpferd erst bei den Müttern und dann in ihrer Herde oder als Handpferd im Gelände kennen gelernt haben, absolvieren wir nun mit den jungen als Reitpferde.
So entspricht das vielseitige Training der Natur unserer Pferde. So können wir ganz natürlich und selbstverständlich mit einem rohen drei- oder vierjährigen ins Wasser reiten oder über die ersten kleinen Baumstämme reiten. Ganz entspannt. Im späteren Verlauf kommt dann noch das Klettern beim Sandberg und das Galopptraining dazu.
Unser Training mit jungen Reitpferden:
Anfang des Jahres beginnen wir meistens unsere jungen Pferde anzutrainieren. Die Ritte ins Gelände werden im Laufe der Monate intensiver. Sandberg-, Wald- und Wiesenrundwege wechseln sich ab, damit man immer unterschiedliche Anforderungen an die Pferdebeine und Muskulatur hat. Je nach Pferdealter und Typ wird die Intensität immer angepasst. Das ist vor allem für die jungen Pferde außerordentlich wichtig, denn so werden sie trittfest und lernen, sich sicher auf jedem Boden zu bewegen. Das ist auch eine Sache des Kopfes. Sehr schnell gewachsene, große sowie junge Pferde brauchen manchmal einige Zeit, bis sie sich auszubalancieren. Dieses Training macht die Beine widerstandsfähig. Pferde, die in der Jugend, also im Alter zwischen vier und sechs Jahren, dieses Geländetraining nicht hatten, sind anfälliger für Sehnenschäden. Diese Grundkondition ist später nicht mehr nachzuholen.
Mit diesem Training und mit dem Begreifen von Hindernissen und dem Vertrauen zu Wasser, Tiefsprüngen und Klettern wird jedes unserer Pferde zu einem potentiellen „Vielseitigkeitspferd“, weil potentielle Vielseitigkeitspferde in allererster Linie die körperliche Gesundheit und Fitness und die Leistungsbereitschaft mitbringen müssen, was durch unsere Jungpferde-Ausbildung maximal gefördert wird.
In diesem Stadium der Ausbildung ist es für uns gänzlich unbedeutend was für eine Abstammung das jeweilige Jungpferd hat oder welche Stärken wir dem Jungpferd zutrauen. Jedes unserer Pferde bekommt – unabhängig von seiner Begabung – diese Grundausbildung als Reitpferd im Gelände, die mindestens ein bis zwei Jahre dauert.
2. Vielseitigkeitspferde – Aufzucht als Fohlen
Die Haltung und Aufzucht der Fohlen und Zuchtstuten auf unserem Gestüt ist die Basis für ein gesundes und erfolgreiches Pferdeleben. Die viele Bewegung, das sich Austoben können und Spielen mit ihresgleichen, fördern die körperliche Entwicklung sowie Ausgeglichenheit und Charakterstärke. Der tägliche Kontakt zu Menschen gehört zur Fohlenschule und fördert ein gesundes Verhältnis zum Menschen.
Früh üben sich die Fohlen zusammen mit ihren Müttern am Teich und im möglichst interessant gestaltetem Weide-Gelände.
Die Fohlen werde bei uns, nachdem sie an das Halfter gewöhnt sind, als Handpferde beim Reiten der Mütter mitgeführt. So lernen die Fohlen von klein auf durchs Wasser zu gehen und können sich auch schon beim Laufen durch das interessante Gelände an der Mutter orientieren.
Fohlen ABC und Hänger fahren gehören ebenso zu den optimalen Aufzuchtsbedingungen von vielseitigen Pferden.
3. Vielseitigkeitspferde – Aufzucht als Jungpferd
Im Zentrum des Lebens eines Jungpferdes steht auf unserem Gestüt die Herde und die Herdenstruktur. Die Haltung und Aufzucht der Jungpferde und Zuchtstuten ist die Basis für ein gesundes und erfolgreiches Pferdeleben. Das Spielen, Toben und Ausprobieren in ihrem Herdenverbund unter ihresgleichen, fördert die körperliche Entwicklung sowie Ausgeglichenheit und Charakterstärke. Der tägliche Kontakt zu Menschen gehört zur Jungpferdeaufzucht dazu und fördert ein gesundes Verhältnis zum Menschen.
Auch unsere Jungpferde werden regelmäßig als Handpferd mit ins vielseitige Gelände mitgenommen. Früh üben sich die Jungpferde als Handpferde im Wald in den Sandbergen und im Wasser. Dafür haben wir extra ein zweites 600 m² grosses Wasser angelegt, um als Ergänzung der vielseitigen Aufzucht der zu dienen. Dabei bewegen sich unsere Jungpferde verschiedenen Böden, mal weicher, mal härter, auch über unebenes Gelände. Das ist vor allem für die jungen Pferde außerordentlich wichtig, denn so werden sie auch ohne Reitergewicht trittfest und lernen, sich sicher auf jedem Boden zu bewegen. Dadurch werden die Jungpferde auch ausgeglichen und reifen im Kopf. Diese Grundkondition ist später kaum mehr nachzuholen.
4. Vielseitigkeitspferde – Spezialisierung oder Zusammenführung von Topf und Deckel!!
Nach der erfolgreichen Grundausbildung unserer Jungpferde wird es nun Zeit den passenden Topf zum Deckel zu finden oder anders ausgedrückt zu entscheiden, welcher Lebensweg der beste für unsere Jungpferde sein könnte.
Eines gleich vorweg: Der passende Deckel zum Topf ist für ein Pferd viel wichtiger als die höchste zu erreichende Klasse im Turniersport!!!!
Ob es nun ein Springpferd oder ein Vielseitigkeitspferd oder ein Dressurpferd oder ein Freizeitpferd oder oder oder oder wird … mit unserer Aufzucht bieten wir unseren Pferde eine optimale Grundlage um eine gesundes und langes Leben zu führen.
Und bis es z.B. ein Vielseitigkeitspferd im mehrere** Bereich ist, fließt auch nach unserer Grundausbildung noch mal sehr viel Wasser den Rhein hinunter, darum kann man berechtigt sagen:
Vielseitigkeitspferde werden gemacht und nicht gezüchtet – Vielseitigkeitspferde … vielseitige Pferde mit viel Edelblut
5. Vielseitigkeitspferde – Auswahl der Elterntiere
Als Züchter kann man sich durch die Wahl der Elterntiere darauf fokussieren möglichst „vielseitige Pferde“ zu züchten. Die Reifung zum „Vielseitigkeitspferd“ wird durch aktive Förderung GEMACHT beginnt mit der vielseitigen und abwechslungsreichen Aufzucht als Fohlen, Jungpferd bis zur Ausbildung als Reitpferd.
Die Pferde unserer Sport Horse Zucht – mit einem sehr hohen Edelblutanteil – sind ganz besonders vielseitige Pferde. Auch wenn unser Zuchtschwerpunkt in der Zucht von Springpferden liegt, so sorgt der hohe Araber-Anteil für schnelle, menschenbezogene Pferde, die für jede Sparte zu haben sind.
Bei der Auswahl der Elterntiere achten wir besonders auf folgende Kriterien:
Leistungsbereitschaft, Gesundheit auch im hohen Alter, Vermögen, generationsübergreifende gute Vererbung im Springen, gute Grundgangarten. Wir züchten nur mit Stuten, die wir selber sehr gerne reiten und die eine sehr gute Einstellung zur Arbeit haben.
Da wir in unserer Sport Horse Zucht einen hohen Anglo Araber Anteil anstreben ( 30% +- 10% ) sind wir auch immer auf der Suche nach passenden arabisch geprägten Hengsten.
Linktipps zum Thema Araber in der Vielseitigkeit:
Eventing horse success appears to be aided by Arabian blood
Wichtiges Kriterium für die Wahl eines arabisch geprägten Hengstes ist, wie groß die subjektive Wahrscheinlichkeit ist, mit dem Hengst einen Nachkommen zu züchten, der in den oberen Sportklassen wettbewerbsfähig sein könnte.
In einer Pferdefachzeitschrift wurde von Herrn Dibowski die Anforderung an ein zukünftiges Vielseitigkeitspferd z.B. so geäußert, dass ein Vielseitigkeitspferd in der Lage sein sollte sowohl im Springen als auch in der Dressur auf M Niveau zu gehen.
Wenn man das mal als Faustformel für die Wahl der Elterntiere nimmt, dann macht es eventuell Sinn mit Elterntieren ein Vielseitigkeitspferd zu züchten, wo BEIDE Elterntiere in BEIDEN Disziplinen auf mindestens M-Niveau wettbewerbsfähig gelaufen sind oder laufen könnten. (Ausnahmen bestätigen die Regel 😉 )
Wir setzen darüber hinaus bei der Auswahl der Elterntiere besonders auf „generationenübergreifende Leistung“ wie wir das z.B. bei dem Hengst Zeus erkennen und setzen sehr gerne Vererber ein, die „Leistung bis ins hohe Alter“ erbringen wie dies z.B. bei dem Hengst Catwalk IV der Fall ist.
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